Anfängerfehler – erkennst Du Dich wieder?

Nun, ich mache den Job ja schon eine ganze Weile, 11 Jahre um es genau zu nehmen, und dennoch erinnere ich mich noch gut an die Anfangszeit zurück.

Die ersten Fotos waren eine Katastrophe. Der ein oder andere Glückstreffer war vielleicht dabei, aber ich hatte keine Ahnung wie es dazu gekommen ist.
Der berühmte Fotograf Henri Cartier-Bresson hat einmal gesagt: „Deine ersten 10.000 Fotos sind die schlechtesten“ – ich glaube mit 10.000 kam ich gar nicht aus.

Jeder macht Anfängerfehler beim Fotografieren, viele machen sie ein Leben lang. Ich möchte Dir heute die SIEBEN grössten Fehler nennen, damit Du diese vermeiden kannst, dabei beziehe ich mich überwiegend auf die Outdoorfotografie:

1. Investiere nicht zu viel Geld in Deine Ausrüstung

Werbung und Medien suggerieren den Menschen schon seit Jahrzehnten, dass alles was nix kostet, auch nix ist. Das ist aber gar nicht zwingend immer so.
Vielleicht hast Du sogar schon eine Kamera, oder kannst Dir für den Anfang sogar eine leihen? Wenn Du Dir eine anschaffen möchtest, muss es auf jeden Fall nicht gleich das teuerste Modell sein.
Sogar mit einem Smartphone kannst Du erstmal prima an den Start gehen.

Viel wichtiger ist, dass Du Dein Auge schulst. Nimm die Kamera mit wenn Du in der Stadt unterwegs bist. Du solltest viel, sehr viel fotografieren, dann schaust Du Dir Deine Werke ganz in Ruhe an und entscheidest für DICH ganz alleine, welche Dir wirklich gefallen, und was direkt in den Papierkorb gehört (–> die ersten 10.000 ;-)). Wie gefallen Dir die Perspektiven? Wie gefällt Dir das natürliche Licht? Was stört Dich an den aussortierten Fotos und wie könntest Du das in Zukunft besser machen? Was fehlt? Könntest Du das gleiche Foto zu einer anderen Tageszeit (Licht kommt vlt. aus anderer Richtung) besser machen?

Überlege Dir vorab genau wohin die Reise einmal gehen soll. Als Marcofotograf brauchst Du Dir kein Weitwinkelobjektiv anschaffen, und ohne Studio brauchst Du weder Softbox noch Hintergrundsystem und Studioblitze. Auch eine schnelle Kamera für Sportfotografie muss es nicht sein wenn Du es mehr Blumen oder Menschenportraits abgesehen hast.

Also mein erster Tipp lautet: Schule Dein Auge, finde heraus wohin es mit Deiner Fotografie gehen soll und lasse Dich dann daraufhin im Fachgeschäft (und damit meine ich nicht Mediamarkt oder Saturn!!!) beraten.

2. Vergesst die Exif-Daten von Fotos anderer Fotografen

Wie oft schon habe ich in Foren und Facebookgruppen die Fragen gelesen: „Mit welcher Kamera arbeitest Du?“ oder „Bitte sag mir doch die Exif-Daten zu dem Bild“. Manche Gruppenadmins halten sich sogar für so clever, in den Gruppenregeln zu verankern, dass jeder die Exif-Daten zu jedem Bild dazu schreiben muss, sonst fliegt er hochkant aus der Gruppe („Ohne Vorankündigung“ lautet die Drohung oft“) da fällt mir nur eins ein: VÖLLIGER SCHWACHSINN!!!!

Die Exif-Daten eines Bildes werden Dich niemals auch nur einen Centimeter näher an das perfekte Foto bringen. Auch keinen Millimeter.

Selbst wenn Du das gleiche Objektiv, die gleiche Kamera und die gleichen Einstellungen nutzen würdest, wüsstest Du nichts über das vorhandene natürliche Licht, die Entfernung zum Objekt, sonstige Gegebenheiten etc. Gerade in der Outdoorfotografie aber ist genau das entscheidend!

Du musst natürlich ein bisschen Ahnung haben wie eine Kamera funktioniert und wie man sie einstellt. Aber für den Anfang kommst Du mit den Grundlagen aus. Der Rest kommt durch ÜBEN, ÜBEN und nochmals ÜBEN.

Tip 2 also: Kenne Dich mit der Technik aus, aber verlasse Dich nicht nur auf sie!

3. Blitzen – meeeeeistens ist es völlig sinnlos 😉

Tadaaaaa – das ist doch erstmal eine gute Nachricht oder? Ihr habt einen integrierten Blitz an Eurer Kamera und nun komme ich und sage Euch: Braucht ihr nicht! Vergesst ihn einfach!

Arbeite mit dem natürlichen Licht welches Dir zur Verfügung steht. Lade Dir eine Smartphone-App runter welche Dir zeigt wann die Sonne auf- und wann sie untergeht und lerne Dich daran zu orientieren wann das beste Licht für Deine Fotos ist.

Tip 3: Bekomme ein Gefühl für LICHT. Und verzichte auf den intergrierten Blitz!

4. Das böse Wetter 

Es muss nicht immer sein, dass Du auf das perfekte Sonnenwetter wartest. Auch Regen kann sehr schön sein. OK – Du wirst unweigerlich nass werden aber Du wirst es überleben. Gehe einmal im Regen durch den Wald oder einen Park und schule auch hier Dein Auge für vorhandenes Licht, Regentropfen, Perspektiven etc. Dazu reicht erstmal Dein Smartphone völlig aus.

Wolken können sehr schön sein. Und im gleissenden Sonnenlicht kannst Du so oder so keine guten Fotos erstellen.

5. Perspektive und Location

Wenn ich mir die Portfolios, auch von nahmhaften Kollegen, so anschaue stelle ich immer wieder fest, wie eingefahren die allermeisten sind. Die Menge an unterschiedlichen Locations wird auf ein Minimum von 2 oder 3 reduziert und alle Fotos sehen gleich aus. Da frag ich mich: Wohnen sie in so katastrophalen Umgebungen, haben sie keine Ideen oder nehmen sie ihren Job einfach nicht ernst?

Geht raus, entwickelt einen Blick für Locations. Es muss nicht immer der Wald oder die Wiese sein. Vielleicht findet ihr ein altes Fabrikgelände (Vorsicht: erhöhte Unfallgefahr), ein alter Güterbahnhof, eine lebendige Altstadt oder ein Ruderboot auf einem kleinen Tümpel. Nutze Deine Phantasie und tu Dir selbst den Gefallen: Variiere Deine Locations und Perspektiven STÄNDIG. Sonst macht sich schnell Langeweile breit – nicht nur bei Dir sondern auch bei dem, der Deine Fotos anschauen oder im besten Fall kaufen soll.

6. Der TOP-Tipp – vergiss den Automatikmodus!!! Jetzt und sofort!

Du wirst denken: „Die hat gut reden, ich schaff es ja gerade mal die Kamera anzuschalten und hatte mich so auf den Modus „Vollautomatik“ gefreut“ und nun kommt sie und sagt den soll ich vergessen.

Richtig: Vergiss ihn! Ich empfehle jedem Anfänger sofort im Manuellen Modus zu starten. Hier bist Du gezwungen alle Einstellungen selbst zu treffen und musst Dich mit dem Thema „ISO, Blende und Verschlusszeit“ befassen. Du sollst verstehen lernen was Du tust, und was Deine Kamera tut. ISO, Blende und Verschlusszeit sind ausschlaggebend für das Aussehen Deines Fotos. Und nur wenn Du diese 3 Punkte verstehst und weisst wie sie zusammenspielen, lernst Du worauf es ankommt und wie Du ein Foto beeinflussen kannst.

Also befasse Dich mit den Grundlagen und eigne Dir diese an. Vielleicht mache ich dazu mal einen eigenen Blogeintrag!

7. Habe keine Angst vor Fehlern!

Fehler lieben es geradezu gemacht zu werden 😉 Dazu sind sie schliesslich da. Beherzige die Punkte 1-6 und schaue Dir Deine Fotos genau an. Analysiere dann was Dir gefällt und was nicht und versuche durch das Einsetzen der Grundlagen (ISO, Blende und Verschlusszeit) zu DEINEM perfekten Ergebnis zu gelangen. Übe was das Zeug hält. Mache Fehler und verstehe warum sie passiert sind und wie Du es besser machen kannst.

Und denke immer an meine Worte: Deine ersten 10.000 Fotos sind die schlechtesten!